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Wie Hobbys Kinder stark machen

Wie die wertvolle Gestaltung der Freizeit Kinder festigen kann

Es ist noch gar nicht lange her, als mir ein wichtiger Aspekt in der Kindererziehung klar wurde. Mein Sohn hatte sein zweites Instrument angefangen — die Gitarre. Sein Ziel war es, das Pfadilied begleiten zu können. ‚Aller Anfang ist schwer‘, dachte ich, als ich ihn auf dem Sofa sitzen sah, stockend und langsam die Finger setzend, zweimal schlagen, neu denken, Finger setzen, zweimal schlagen … Doch es dauerte gar nicht so lange und er kam mit einem Strahlen auf dem Gesicht ins Esszimmer, wohin ich mich zurückgezogen hatte, um in Ruhe etwas lesen zu können. „Papa, hör mal!“, sagte er. Und dann spielte er mir das Lied vor. Das ganze Lied – das war eine Leistung! Sicher nicht perfekt, aber das war zweitrangig. Denn mein Sohn hatte angefangen an etwas Freude zu finden, das ihn nach vorne bringt. Etwas, das ihn erbaut und charakterlich festigt. 

Zwei Arten der Freude

Freude begegnet uns in dieser Welt auf ganz unterschiedliche Art und Weise und an verschiedenen Stellen. Manchmal kann man sie mit Geld kaufen, manchmal muss man Zeit investieren, manchmal bekommt man sie einfach so. Doch schaut man genau hin, stellt man fest, dass es letztlich zwei Arten der Freude gibt.

  • Die betäubende Freude, auch Konsum genannt.
  • Die hingebungsvolle Freude, wo wir in einer erbauenden oder kreativen Sache aufgehen.

Die größte Gefahr, süchtig zu werden, ist, dass Kinder an die betäubende Freude des Konsums gewöhnt werden. Und das erlebe ich immer wieder. 

So war ich zum Beispiel vor einiger Zeit zu Besuch bei einem weitläufigen Verwandten. Er hatte ein kleines Kind, das noch unter einem Jahr alt war. Als ich in die Wohnung trat, war er gerade damit beschäftigt, seine Tochter, die auf dem Hochstuhl vor dem Fernseher saß, zu füttern. Die traurige Nachricht: Die Tochter saß dort regelmäßig und konsumierte Zeichentrickfilme. 

In diesem Beispiel erlebt das Kind betäubende Freude. Das regelmäßige Erlebnis des Konsums hat jedoch zwei Problem: (1) Es wird zu einer Gewohnheit und (2) zu einem angestrebten Ziel. Wer aber Konsum anstrebt, hat einen innewohnenden Wunsch, der sich rächen wird, wenn das Leben stressig, ungemütlich oder krisenartig wird. Wenn also Leid, Schmerz oder Tod Teil der Lebenserfahrung werden. Dann wird der innewohnende Wunsch, bzw. die gepflegte Gewohnheit zum Suchtpotenzial. Hierhin kann man sich flüchten, hier verspürt man gewohnte Sicherheit.

Ein großes Geschenk

Als ich meinen Sohn beobachtete, wie er Freude am Gitarrenspiel entwickelte und meinen anderen Sohn sah, wie er Freude am Laufen entwickelte, wurde mir klar: Eines der größten Geschenke, die wir unseren Kindern weitergeben können, ist die Erfahrung von Freude an Dingen, die uns erbauen. Sei es Musik, Kunst, Sport, Handwerkliches, Bildendes, etc. Oder auch die Freude am Dienst und der Zwischenmenschlichkeit. Auch Salomo schreibt davon:

Prediger 2,11 

Zwischen den Zeilen kann man lesen: Freude ist der Lohn des Lebens. 

Wenn ich mich am Erbauenden labe, hat das viele Vorteile. So erlebt ein Kind in der Schule Situationen, in denen es gefragt wird, warum es nicht dieses oder jenes Computerspiel spielt, diese oder jene Fernsehserie verfolgt oder sich bei Alkohol nicht die Kante gibt. Da kommt schnell die Aussage, dass er oder sie ein Langweiler ist. Doch wenn mein Kind sagen (oder denken) kann: „Ich habe für solche Dinge keine Zeit!“, dann merken wir, dass das Kind etwas Wertvolleres im Leben gefunden hat. Und das Wertvollere schützt vor Wertlosem.

Es soll hier nicht darum gehen, den Tag des Kindes zu füllen. Der Ansatz, der in diesem Artikel aufgezeigt werden soll, ist ein anderer. Meine Frau und ich wollen unseren Kindern erbauliche und charakterfestigende Möglichkeiten der Freizeitgestaltung zur Verfügung stellen, die sie selbst positiv assoziieren.

Die ersten Schritte

Damit das mit der guten Freude auch klappt, gibt es drei Dinge, die wichtig sind:

1. Der Funke

Jedes Kind braucht einen Funken, der in ihr oder ihm zu brennen beginnt. Wir wollen keine Hunde zum Jagen tragen. Dieser Funke wird nie so effizient empfangen, wie durch ein Vorbild. 

Erst dieses Jahr durfte ich merken, wie stark ein Vorbild wirken kann. Unser Sohn bettelte uns über Wochen an, er möchte Geige spielen. Woher kam dieser plötzliche Sinneswandel? Er war übers Wochenende bei meinen Eltern und musizierte dort mit meinem Bruder. Dort durfte er die verschiedensten Instrumenten ausprobieren. Als er dann noch in den Gottesdienst ging, sah er eine Gruppe von sechs bis sieben Streichern spielen. Seitdem ist er Feuer und Flamme für die Geige.

2. Der Coach

Wenn der Funke ein kleines Feuer angesteckt hat, darf das Kind nicht allein gelassen werden. Schon bei den Pfadfindern habe ich gelernt, dass Flammen schnell erlöschen können. Deshalb war es wichtig kleine Hölzer auf die Flammen zu legen. Danach etwas größere, bis die dicken Brocken glühten und auch ein Glas Wasser das Feuer nicht erlöschen konnte.

So ist das auch bei unseren Kindern. Sie Kinder dürfen nicht allein gelassen werden, wenn die ersten Flammen sichtbar sind. Allzu oft höre ich Geschichten wie: „Er wollte unbedingt Gitarre spielen. Dann habe ich ihm nach langem Betteln die Gitarre gekauft und nun liegt sie in der Ecke…“ Das Kind darf nicht allein gelassen werden! Es braucht einen Coach. Und dieser Coach sind, in der Regel, wir als Eltern. 

Die bleibende Freude an einem Instrument, einer sportlichen Disziplin, dem Aufnehmen von Wissen, der Handwerkskunst, etc. kommt nicht nach der ersten Stunde. Man muss etwas versierter sein, um auch darin aufgehen zu können. Deshalb müssen die ersten Hürden der Frustration von Kind und Eltern gemeinsam genommen werden. Unsere Kinder können am Anfang noch nicht über den Berg der Frustration hinweg auf das Ergebnis sehen. Wer die ersten Noten spielt, der weiß noch nicht, wie es sich anfühlt, das Stück am Ende spielen zu können. Wer sich durch Bücher plagt, weiß nicht, wie es sich anfühlt, Knotenpunkte des Wissens miteinander verbinden zu können. 

Das ist für viele Eltern abschreckend, weil anstrengend. Dabei wäre es sinnvoll, nicht auf die Arbeit zu sehen, sondern auf das Endprodukt: Ein Kind, das Freude an etwas gefunden hat, was ihn erbaut und in Krisen bewahrt. Nachdem der anfängliche Wackelgang gemeistert ist und die ersten Hürden gemeistert wurden, kann das Kind kommende Hürden auch oft selbstständig angehen.

3. Freude teilen

Die größte Erfüllung besteht darin, wenn wir durch unser Tun anderen eine Freude und Hilfe sein können. Sei es, dass wir etwas für den anderen bauen, woran er oder sie seine Freude hat. Oder etwas im Gottesdienst vorspielen. Der Dienst am Nächsten gibt dem Kind Sinnhaftigkeit. Deshalb hat es sich angestrengt und Frustration überwunden. Dadurch, dass unsere eigenen Kinder Freude an Musik haben, spielen sie im Gottesdienst und bereichern den Gottesdienst für andere. Sie ermutigen auch ihre Freunde, ein Instrument anzufangen und waren teilweise schon erfolgreich. 

Jetzt mag der eine oder andere einwenden: Aber ich kenne auch Kinder, die dressiert und vorgeführt wurden wie Hunde. Der andere sagt: Ich kenne Kinder, die im Sport zeigen wollen, wie groß sie sind und wie kleine andere sind. Das stimmt! Diese Kinder kenne ich auch. Aber es gibt einen entscheidenden Unterschied: Diese Kinder haben nicht mehr die Freude an einer Kunst, der Musik, einem Handwerk oder dem Sport. Sie haben Freude daran gefunden, besser zu sein, dem anderen zu zeigen, wie schlecht er ist. Sie machen Dinge, um Lob und Anerkennung zu hören. Das Kind geht nicht mehr auf in dem Erbaulichem. Es geht auf im Eigendünkel. Das ist der betäubenden Freude sehr ähnlich und birgt genauso die Suchtgefahr in sich.

Eine Möglichkeit zu verarbeiten

In den Kinder- und Jugendjahren haben wir immer wieder zu kämpfen. Da sind fiese Klassenkameraden, nervige Lehrer und die Last der körperlichen Veränderung. Man kann noch so viel versuchen seine Kinder zu schützen. Zu tragen gibt es immer. Für mich gab es zwei Dinge, wie ich Frustration abbaute. Die Musik und das Laufen. Meine Mutter erkannte an der Art, wie ich auf dem Klavier improvisierte, wie es mir ging. 

Ich wünsche meinen Kindern, dass auch sie die Möglichkeit haben, ihre Frustrationen im Leben auf gesunde Weise zu verarbeiten. Was wir dazu beitragen können, ist dieses Geschenk der Freude an wertvollen Dingen.

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