Suche
Close this search box.
Suche
Close this search box.
Suche
Close this search box.

Aus Fehlern lernen

Wie wir gemeinsam mit unseren Kindern eine gute Fehlerkultur entwickeln

Wer kennt es nicht, wenn man sich so richtig über sich selbst aufregt, wenn man einen Fehler gemacht hat? Neulich wollte ich den Geburtstag meines Mannes besonders schön gestalten und dabei ist mir ein richtig blöder Fehler unterlaufen. Mein Mann war überhaupt nicht sauer auf mich, dafür ich umso mehr auf mich selbst.

Doch was sind Fehler überhaupt? Das Wort Fehler kommt ursprünglich aus dem Altfranzösischen und leitet sich von „faillier“ ab, was sich irren, aber auch verfehlen bedeutet. Der Begriff verbreitete sich schließlich über das Militär: Kanonenkugeln wurden entweder als Treffer oder als Fehlschuss bezeichnet, je nachdem ob sie ihr Ziel trafen oder nicht. Wenn wir von Fehlern sprechen, ist jedoch auch wichtig, dass wir sie von bösen Taten unterscheiden. Böse Taten werden mit Absicht verübt, Fehler hingegen passieren oder werden meist sogar in einer guten Absicht gemacht. Darum ist es auch so schmerzhaft, Fehler zu machen. Weil wir es doch gut meinten und gut machen wollten.

Albert Einstein sagte einmal: „Wer noch nie einen Fehler gemacht hat, hat sich noch nie an etwas Neuem versucht.“

In diesem Zitat steckt viel Weisheit. Wir müssen in Kauf nehmen, dass wir immer wieder Fehler machen. Besonders wenn wir unsere „Komfortzone“ und damit unseren gewohnten Bereich verlassen. Denn dann machen wir Fehler, weil uns das entsprechende Wissen über den neuen Bereich noch fehlt. Doch nur, wenn wir dieses Risiko in Kauf nehmen, können wir weiterwachsen und uns weiterentwickeln.

Fehler können sich auch als Chance entpuppen. Gerade in der Forschung und Entwicklung haben sich Fehler schon oft als äußerst nützlich erwiesen, auch wenn das angestrebte Ziel nicht immer direkt erreicht wurde. 1894 entdeckten beispielsweise zwei Brüder in Battle Creek, USA morgens in der Küche ihres Sanatoriums getrocknete Teigreste vom Vortag in einer Schüssel. Sie versuchten, Fladen daraus zu pressen, wie sie es sonst mit dem frischem Teig gemacht hatten. Doch der Teig zerbröselte zwischen ihren Fingern. Durch diesen Fehlschlag kamen die Brüder Kellogg auf eine Idee, die die Welt des Frühstücks revolutionierte: Sie buken aus den Krümeln knusprige Flocken und servierten sie ihren Gästen. Damit waren die Cornflakes erfunden, die mittlerweile fast weltweit zum festen Bestandteil des Frühstücks geworden sind.

Nicht nur wir Erwachsene, auch Kinder lernen aus ihren Fehlern: Ob bei den ersten gezielten Greifbewegungen, beim Laufen oder beim Sprechen. Durch ihre „Niederlagen“ lernen die Kinder nicht nur, sich weiterzuentwickeln und schließlich erfolgreich zu sein, sondern sie entwickeln auch ihre Frustrationstoleranz.

Gerade auch für Kinder ist daher ein guter Umgang mit Fehlern, also eine gute Fehlerkultur, enorm wichtig. Es kommt auf uns Erwachsene an, ob wir unseren Kindern den Raum geben, den sie brauchen, um Fehler machen zu dürfen. Wenn wir unsere Kinder vor allem beschützen wollen, indem wir ihnen beispielsweise viele Dinge verbieten, nehmen wir ihnen auch die Möglichkeit, eigene Erfahrungen und ja, auch eigene Fehler machen zu können. Dabei ist es genau das, was Kinder brauchen, um ihre Fähigkeiten zu entwickeln.

Doch wie können wir die Kinder darin unterstützen, eine gute Fehlerkultur aufzubauen?

Vorbild sein

Wenn wir selbst keine gute Fehlerkultur praktizieren, wie sollen wir dies dann von unseren Kindern erwarten? Also müssen wir uns selbst kritisch hinterfragen: Wie gehe ich selbst mit Fehlern um, die mir passieren? Wie gehe ich mit den Fehlern anderer um? Wie kann ich selbst eine gute Fehlerkultur in meinem Leben etablieren? Hilfreich ist beispielsweise, dass immer dann, wenn ein Fehler passiert, nach der Ursache anstatt nach der Schuld gesucht wird. So können auch Schlüsse für späteres Handeln gezogen werden. Hierbei können Fragen helfen wie: Wie ist der Fehler passiert? Was hat zu dem Fehler geführt? Was sind die Ursachen dafür? Danach kann überlegt werden, wie der Fehler in Zukunft verhindert werden kann.

Den Kindern kindgerechte Verantwortung übertragen

Kinder können nur dann Fehler machen und daraus lernen, wenn sie Bereiche haben, in welchen sie den Freiraum haben, selbstständig zu agieren. Das bedeutet nicht, dass Kinder alles selbst entscheiden dürfen und sollen. Eltern neigen manchmal dazu, ihre Verantwortung an die Kinder abzugeben und die Kinder durch die Abgabe von Entscheidungen, die sie selbst als Eltern treffen sollten, zu überfordern. Es gibt Dinge, die die Eltern zu entscheiden haben. Wo es aber möglich ist, dass das Kind alters- und entwicklungsgerechte Entscheidungen treffen kann, sollte es ermutigt werden, dies auch zu tun. Ein 3-jähriges Kind vor eine überfüllte Theke beim Bäcker zu stellen und es zu fragen, was es möchte, ist eine klare Überforderung (oft können wir uns ja nicht einmal selbst entscheiden). Ihm jedoch die Wahl zwischen einer Brezel und einem Einback zu geben, ist eine Entscheidung, die das Kind gut bewältigen kann.

Bei Fehlern ruhig und sachlich anstatt emotional reagieren

Wir neigen bei Kindern manchmal dazu, zu vergessen, dass sie noch Kinder sind und viele Dinge, die für uns glasklar sind, noch lernen müssen. Wie schon bereits angesprochen, passieren Fehler unabsichtlich, meistens sogar in der Absicht, etwas gut zu machen. Das sollte man auch im Umgang mit Kindern immer im Kopf behalten. Wenn wir ruhig und gelassen reagieren und dem Kind helfen, den Fehler zu analysieren und Schlüsse daraus zu ziehen (siehe erster Punkt), helfen wir dem Kind nicht nur, aus seinen Fehlern zu lernen, sondern auch selbst eine gute Fehlerkultur zu entwickeln.

Den Kindern Zeit und Raum geben, ihre Probleme selbst zu lösen

Als Erwachsene sind wir immer schnell dabei, die Probleme unserer Kinder zu lösen. Das passiert oft automatisch, weil wir den ganzen Tag in unserem „Problemlösemodus“ sind. Aber, wenn wir mal ehrlich sind, passiert es auch, weil wir manchmal einfach nicht die Zeit und die Geduld haben, es das Kind selbst machen zu lassen. Doch gerade weil der Alltag mit Kindern oft hektisch und stressig ist, ist es umso wichtiger, ganz bewusst Zeiten einzuräumen, damit Kinder sich ausprobieren können. Kleinere Kinder brauchen beispielsweise viel Zeit um zu lernen, sich alleine anzuziehen. Oft ist die Zeit jedoch knapp und die Eltern ziehen das Kind schnell selbst an. Wenn möglich, dann plane vor dem nächsten Termin einfach mehr Zeit ein und ermutige dein Kind, sich selbst anzuziehen. Wenn das zeitlich nicht jeden Tag klappt, dann vielleicht jeden zweiten oder jeden dritten Tag. Wichtig ist, bewusst nach diesen Zeiten im Alltag Ausschau zu halten und sie sich dann bewusst einzuplanen. Aber auch bei älteren Kindern, wenn es z.B. Konflikte untereinander gibt, neigen wir gerne dazu, einzugreifen. Dadurch lernen die Kinder aber wenig soziale Kompetenzen, ganz im Gegenteil. Sie lernen, dass andere ihre Kämpfe austragen. Natürlich gibt es Situationen, in denen wir Erwachsene sofort eingreifen müssen, entweder um das Kind selbst oder um andere Menschen zu schützen. Es geht auch nicht darum, das Kind in einer schwierigen Situation alleine zu lassen. Jedoch sollten wir unsere Kinder dazu anregen und sie darin unterstützen, selbst Lösungen zu finden. Und am Ende sind wir überrascht, auf welch kreative Lösungen die Kinder kommen, auf die wir selbst vielleicht nie gekommen wären.

Verbesserung statt Strafe

Fehler sollten niemals bestraft werden. Stattdessen sollte gemeinsam mit dem Kind überlegt werden: Was können wir besser machen? Was hilft dir, diesen Fehler nicht noch einmal zu wiederholen? Wie kann ich dich unterstützen? Das ist mir auch schon passiert! Wir finden sicher eine gute Lösung!

Anstatt unsere Energie in den Versuch zu legen, „fehlerfrei“ zu sein und uns für unsere Fehler zu hassen, sollten wir sie besser dafür nutzen, aus unseren Fehlern zu lernen. Als Erwachsene und gemeinsam mit unseren Kindern. Auch Gott hält uns unsere Fehler nicht vor, er ist sogar für uns und damit für unsere Sünden und Fehler gestorben. Er möchte uns ein Leben schenken, das neu ist und in dem wir unsere Vergangenheit und Fehler hinter uns lassen. Das ist so wunderbar.  

Ich wünsche dir und deinem Kind viel Erfolg beim Entwickeln einer guten Fehlerkultur. Ich arbeite selbst auch noch daran 🙂


Die Autorin Sarah Quinger ist Erzieherin mit einem Bachelor in frühkindlicher Erziehung und einem Master in Beratung. Sie arbeitete als Leiterin einer Kita, sowie als Familienberaterin.


Literatur

Schüttelkopf, E. (2019): Lernen aus Fehlern – Wie man aus Schaden klug wird. Freiburg
Bildungsexperte im Interview: Warum unsere Kinder unbedingt Fehler machen müssen (2022). Abgerufen 23. August 2022, von https://www.familie.de/kleinkind/entwicklung-erziehung/fehler-kultur-kinder/
Geschichte der Cornflakes – Wie die Kelloggs-Brüder durch Zufall die Cornflakes erfanden (2019). Abgerufen 23. August 2022, von https://www.geo.de/geolino/mensch/21389-rtkl-geschichte-der-cornflakes-wie-die-kelloggs-brueder-durch-zufall-die

Tags :

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Weitere Artikel
Cookie Consent mit Real Cookie Banner