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Ich hab dich lieb!

“Die fünf Sprachen der Liebe“ bei Kindern

„Warum sagst du mir nicht häufiger, dass du mich liebst? Ich mach das doch auch!“ Nathalie sieht ihn vorwurfsvoll an. Sven ist frustriert. Er versteht sie einfach nicht. Sie weiß doch, wie sehr Sven sie liebt. Warum muss er das dann immer wieder sagen? Worte sind doch nichts als leere Hüllen. Taten sprechen viel lauter! Und mit seinen Taten beweist Sven doch ständig, dass er Nathalie liebt. Jede Woche nimmt er sich beispielsweise extra Zeit, um ihr das Auto auszusaugen, weil er weiß, dass sie das nicht gerne macht. Aber irgendwie scheint sie das überhaupt nicht zu sehen.

Der Paarberater Gary Chapman prägte die Idee, dass es fünf unterschiedliche Liebes-Sprachen gibt. In seinem Buch „5 Love Languages“ erklärt Chapman, dass sich Menschen in ihren partnerschaftlichen Beziehungen oft nicht gesehen oder geliebt fühlen, weil sie ihre Liebe anders als ihr Partner ausdrücken und damit seine Liebesbekundungen nicht verstehen. Das kommt daher, dass jeder Partner in der Regel eine, manchmal zwei Sprachen der Liebe den anderen Liebessprachen vorzieht. Die bevorzugte Liebesprache des einen ist jedoch nicht unbedingt die des anderen. Das kann zu Missverständnissen und Frustrationen in der Paarbeziehung führen.

Doch nicht nur Paare sprechen laut Gary Chapman die fünf Sprachen der Liebe. Sein Konzept lässt ich auch auf Eltern-Kind-Beziehungen übertragen.

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Jedes Kind hat einen inneren Liebestank, der mit bedingungsloser Liebe aufgefüllt werden muss. Das bedeutet, dass das Kind Liebe von seinen Eltern geschenkt bekommen muss, ganz unabhängig davon, welches Verhalten es zeigt. Die Liebe der Eltern drückt sich jedoch nicht nur in Worten, sondern auch durch Taten aus. Kinder brauchen alle fünf Sprachen der Liebe, damit sie sich von ihren Eltern geliebt und angenommen fühlen. Ungefähr ab dem fünften Lebensjahr wirst du immer mehr beobachten können, dass es eine Sprache gibt, die dein Kind ganz besonders gut versteht.

Doch was sind die fünf Sprachen der Liebe und wie können wir sie sprechen, sodass unsere Kinder sie verstehen?

1. Sprache der Liebe: Lob und Anerkennung

„Da hast du dich aber mächtig angestrengt!“
„Weißt du was? Ich hab dich soooo doll lieb!“

Unsere Worte können das Selbstwertgefühl des Kindes zur Entfaltung bringen und ihm ein Gefühl von Liebe und Geborgenheit schenken. Mit Worten der Zuneigung, des Lobes und der Ermutigung sagen wir unserem Kind, wie wichtig es uns ist. Kinder verstehen unsere Worte lange bevor sie den tatsächlichen Inhalt begreifen. Sie lernen die emotionale Färbung unserer Wort zu verstehen, achten auf den Tonfall und die Atmosphäre, die gerade herrscht und auf den Kontext. So lernen Kinder die Worte richtig zu verstehen und richtig einzuordnen.

Kinder nehmen nicht nur positive Worte, sondern auch negative Worte auf. Daher ist es wichtig, dass wir Erwachsene uns auf das fokussieren, was dem Kind gelingt. Das Kind möchte wahrgenommen werden und will, dass der Erwachsene sieht, was es macht. Ein schnell daher gesagtes: „Oh, ganz super!“ vom Erwachsenen, der sich dann schnell wieder abwendet, hat daher wenig Wert für das Kind. Doch wenn du dich dem Kind zuwendest und stattdessen sagst: „Was hast du denn da gemacht? Zeig‘ mal her. Du hast ja einen richtig hohen Turm gebaut. Schau mal, der ist ja fast so hoch wie du selbst.“, hat das einen großen Wert für das Kind. Es geht also nicht nur darum, was wir sagen, sondern auch darum, warum wir es sagen.

2. Sprache der Liebe: Zweisamkeit

„Erzähl mal!“

Die Sprache der Zweisamkeit könnte auch die Sprache der ungeteilten Aufmerksamkeit heißen. Wenn die Kinder klein und noch sehr hilfebedürftig sind, bekommen sie automatisch oft unsere Aufmerksamkeit. Doch je älter und selbstständiger die Kinder werden, desto bewusster müssen wir uns vornehmen, uns ganz auf unsere Kinder zu konzentrieren. Ungeteilte Aufmerksamkeit heißt, sich ganz auf das Kind einzulassen und alles andere in diesem Moment auf die Seite zu legen. Auch das Handy.

Zweisamkeit lässt sich durch Gespräche erleben. Besonders wenn du mit deinem Kind alleine bist, ergeben sich gute Gespräche und du kannst dein Kind besser kennenlernen. Abends vor dem zu Bett gehen entstehen oft solche intimen und besonderen Gesprächsmomente. Halte dabei Blickkontakt zu deinem Kind, das ist ganz besonders wichtig. In solchen Gesprächen wird ein tiefes Band geknüpft und das Kind fühlt sich geliebt, wichtig und ernstgenommen. Zweisamkeit entsteht aber auch durch gemeinsame Aktivitäten. Es lohnt sich, mal einen Termin weniger in der Woche auszumachen und stattdessen eine gemeinsame Aktivität mit dem Kind einzuplanen.

3. Sprache der Liebe: Ich schenke dir etwas

 „Ich hab da was für dich“

Geschenke machen den Moment, in dem sie überreicht werden, ganz besonders wertvoll und können noch Jahre danach an diesen besonderen Moment erinnern. Hierbei geht es nicht unbedingt um die Größe des Geschenkes, sondern es geht darum, dass du an den anderen gedacht hast. Das Einfühlen in den anderen, das macht ein Geschenk besonders.

Das heißt nicht, dass du dein Kind ständig beschenken musst! Die meisten Kinderzimmer sind bereits voll mit Spielzeug, sodass sie für die Kinder eine Reizüberflutung sind. Hier bietet es sich an, lieber weniger Spielzeug im Zimmer zu haben und es dafür regelmäßig auszutauschen. Manche Eltern benutzen Geschenke auch als eine Art materiellen Liebesersatz, beispielsweise, wenn sie wenig Zeit für ihr Kind haben. Geschenke alleine füllen den Liebestank des Kindes aber nicht auf. Ein Geschenk sollte darum niemals ein Ersatz für mangelnde Zuwendung sein, sondern ein Ausdruck von Zuneigung. Es soll etwas Besonderes bleiben, wenn dein Kind ein Geschenk bekommt.

4. Sprache der Liebe: Hilfsbereitschaft

„Ich helfe dir!“

Wir helfen unserem Kind im Alltag oft, ohne dass wir wahrnehmen, wie wichtig dies für das Kind ist. Unsere Hilfsbereitschaft vermittelt dem Kind das Gefühl, geliebt und gesehen zu werden. Es geht dabei allerdings nicht darum, alles stehen und liegen zu lassen, wenn das Kind etwas von uns will. Oder dem Kind alle Schwierigkeiten abzunehmen und aus dem Weg zu räumen. Es geht vielmehr um Unterstützung und die Hilfe für das Kind, es selbst zu tun. Hilfsbereitschaft kann also bedeuten, dass wir etwas für das Kind machen. Aber auch, dass wir etwas mit dem Kind zusammen machen. Oder, dass wir dem Kind helfen, etwas alleine zu tun. Dabei zu bleiben und zu signalisieren: „Ich bin da. Ich helfe dir. Wenn du nicht weiterkommst, dann überlegen wir uns etwas gemeinsam.“. Das hilft deinem Kind, sich mutig der Welt zu stellen und sich geliebt und unterstützt zu fühlen.

5. Sprache der Liebe: Zärtlichkeit

„Lass dich drücken!“

Zärtlichkeit bedeutet nicht nur Küsse und Umarmungen. Jede Form der liebevollen Berührung ist damit gemeint. Kraule den Rücken deines Kindes, massiere seine Schultern, halte seine Hand oder nimm es auf den Schoß. Kinder brauchen Körperkontakt, um sich gesund entwickeln zu können.

 Gleichzeitig müssen hier aber auch die Grenzen des Kindes ernstgenommen werden. Jedes Kind mag etwas anderes und hat individuelle Grenzen. Ein „Nein“ sollte immer respektiert werden. Doch oft trauen Kinder sich nicht, „Nein“ zu sagen oder sind noch zu klein, um sich richtig ausdrücken zu können. Eltern sollte daher besonders bei kleineren Kindern auf die Körpersprache achten, denn diese verrät oft klarer als Worte, ob ein Kind etwas mag oder nicht.

Wie bereits angesprochen, entwickelt das Kind ab dem fünften Lebensjahr oft eine Lieblings-Liebessprache. Diese Sprache spricht und versteht es dann besonders gut. Doch wie finde ich heraus, welche Liebessprache mein Kind spricht?

Folgende Fragen können dabei helfen:

  • Wie bringt mein Kind mir gegenüber seine Liebe zum Ausdruck?
  • Wie bringt mein Kind anderen gegenüber seine Liebe zum Ausdruck?
  • Um was bittet mein Kind am häufigsten?
  • Worüber beklagt sich mein Kind am häufigsten?

 

Du kannst deinem Kind auch unterschiedliche Alternativen bieten und es fragen, was es gerne tun möchte. So kannst du herausfinden, was es gerne mag. Das könnte zum Beispiel so aussehen: „Ich habe heute Nachmittag Zeit. Wir können entweder zusammen durch den Tierpark schlendern oder möchtest du dir lieber einen neuen Haargummi im Drogeriemarkt aussuchen?“

Wenn wir mit unseren Kindern Bücher lesen, dann nehmen wir uns ganz bewusst Zeit für sie. Die Vorlesezeit ist auch eine schöne Möglichkeit, unserem Kind nahe zu sein, wenn wir es beispielsweise in den Arm oder auf den Schoß nehmen. Oft entstehen in dieser Zeit intensive Gespräche und wir können unserem Kind sagen und zeigen, wie lieb wir es haben und wie wichtig es uns ist. So können wir unserem Kind in vielen Liebessprachen gleichzeitig zu verstehen geben: „Du bist ganz arg geliebt!“

Gott hat jeden von uns einzigartig gemacht. Daher sind wir auch einzigartig in unseren Wünschen und Bedürfnissen. Wie schön ist es doch, herauszufinden, was unser Gegenüber mag und wie wir ihm unsere Zuneigung zeigen können.

Ich wünsche dir ganz viel Spaß dabei, deinen Lieblingsmenschen Freude zu machen.

 


Die Autorin Sarah Quinger ist Erzieherin mit einem Bachelor in frühkindlicher Erziehung und einem Master in Beratung. Sie arbeitete als Leiterin einer Kita, sowie als Familienberaterin.


Literatur

Chapman, G.; Campbell, R. (2018). Die 5 Sprachen der Liebe für Kinder – Kompakt. Verlag der Francke-Buchhandlungen GmbH. Die fünf Sprachen der Liebe im Überblick: Das steckt dahinter – FOCUS Online (2020). Abgerufen 07. Juni 2022, von https://praxistipps.focus.de/die-5-sprachen-der-liebe-im-ueberblick-das-steckt-dahinter_119801.html

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