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3. Danke, Jesus! Dankbarkeit im Alltag fördern

„Danke für den schönen Tag, Amen.“

Wie oft hören Eltern dieses Gebet aus dem Mund ihrer Kinder und fragen sich, wie sie weg von der heruntergeleierten Standardformulierung kommen. Hin zu einem umfassenderen, von Herzen kommenden Gebet. Wie kann ich den jungen Betenden die Augen öffnen für all die Dinge, für die sie dankbar sein können und wie sie dahin bringen, diese Dankbarkeit wertschätzend zum Ausdruck zu bringen? Keine leichte Aufgabe! Ja, es gibt auch Kinder, die von sich aus mehr geben und denen es gelingt, ihre Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen, aber bei den meisten sieht es anders aus. 

Dankbarkeit als Folge von Wertschätzung

Dankbar zu sein und Dankbarkeit zu zeigen, hat immer auch etwas mit Wertschätzung zu tun. Und diese ist uns nicht in die Wiege gelegt. Wertschätzung wächst nicht von selbst. Das beobachte ich immer wieder auch bei uns Erwachsenen. Viele, mit denen ich gesprochen habe, beklagen mangelnde Wertschätzung. Das zeigt nicht nur, dass sie selbst keine empfangen, sondern dass sie auch keine verschenken. 

Wenn wir uns als Gedanken über Wertschätzung und Dankbarkeit im Gebet machen, ist die erste Erkenntnis für uns Eltern: „Okay, das Denken in wertschätzenden Bahnen muss offenbar geformt werden.“ Möchte ich wertschätzende Gebete (oder allgemein: wertschätzende Worte) aus dem Mund meines Kindes hören, muss ich ihm die Augen für das Schöne, Wertvolle und Gute öffnen und den Mund lösen, das zum Ausdruck zu bringen. 

Diese Eigenschaft, das Gute zu sehen und zum Ausdruck zu bringen, ist wichtiger, als viele von uns denken. Denn wer lernt, Wertvolles zu sehen und auszudrücken, auf den fällt genau das zurück.

1. Der Schalter, der Kinderaugen für Wertschätzung und Dankbarkeit öffnet, ist bei mir zu finden

Das hat mir ein Spruch im Lehrerzimmer deutlich vor Augen geführt. Dort stand: „Es bringt nichts Kinder zu erziehen. Sie tun doch, was wir tun.“ D.h. schauen wir uns doch einmal selbst über die Schultern. Und da fällt uns auf, dass oft Kleinigkeiten einen ganzen Tag schlecht machen.

  • Wir sagen: Das war ein verlorener Tag, weil …
  • Wir sagen: Ich habe heute nichts geschafft, weil ich …
  • Wir sagen: Du machst immer ..
  • Wir sagen: Das ist typisch, obwohl der andere nicht nur für die eine Eigenschaft steht.
  • Wir sagen: Das ist ein doofer Abend gewesen, obwohl eigentlich nur ein Satz bei der Verabschiedung verletzend war. Der restliche Abend war geprägt von Heiterkeit.

Das, was wir bei uns erleben, sehen wir natürlich auch bei den Kindern. Den ganzen Nachmittag spielen die Geschwister friedlich miteinander, aber kurz vor dem Zubettgehen kommt es zu Beleidigungen und Streit. Es folgen Tränen und Geschrei. Im Bett dann ein Häufchen Elend: „So ein blöder Tag!“ Wirklich? Oder ist dieses Gefühl nicht das Ergebnis eines kurzen Moments, in dem jemand verletzt wurde.

Um das jedoch zu erkennen und einordnen zu können, braucht es ein gutes Vorbild und erbauende Worte. Warum fangen wir nicht heute schon an und wertschätzen so, dass es meine Kinder hören können? 

Ich kann zum Beispiel andere wertschätzen, wenn sie nicht da sind:

  • Das hat er wirklich gut gemacht!
  • Ich bin dankbar, dass wir so nette Nachbarn haben!

Und auch wenn sie da sind:

  • Vielen Dank, Herr … Sie haben mir heute viel Zeit erspart!
  • Ich bin froh, dass ich auf der Reise eine saubere Toilette gefunden habe. Danke!
  • Ihr Lächeln hat mich daran erinnert, dass ich dankbar sein kann! Vielen Dank!

Ich kann das Leben wertschätzen:

  • Ich bin dankbar für den Tag heute. Ich habe ihn nicht bestellt und nicht bezahlt. Er ist ein Geschenk von Gott an uns. Deshalb möchte ich heute das Beste daraus machen.

Und ich kann auch meinen Kindern danken:

  • Danke, dass du deinen Teller in die Küche gebracht hast! Das schätze ich!
  • Danke, dass du freundlich warst, obwohl dein Bruder unfreundlich war.
  • Danke, dass du an den anderen gedacht hast!
  • Danke, dass …

Ja, wir nehmen uns das oft vor, aber wenn der Alltag wie eine Walze über unser Leben geht, dann ist oft wenig übrig von den guten Gedanken. Da hilft eine Gedankenstütze: 

Nehme dir zum Beispiel 10 Murmeln (oder Vergleichbares) und stecke sie dir am Morgen in die linke Hosentasche. Dein Ziel ist es, die Murmeln von der linken in die rechte Tasche zu stecken. Aber man darf die Murmel nur in der anderen Hosentasche verschwinden lassen, wenn man jemanden oder etwas vor den Kindern wertgeschätzt hat. Hat man keine Murmeln mehr in der linken Hosentasche, ist das Tagesziel erreicht.

2. Verzerrte Wahrnehmungen geraderücken

Jeder von uns und auch Kinder haben einen ganz eigenen, persönlichen Blick auf die Welt. Und immer ist dieser Blick geprägt von Emotionen. Wenn diese Emotionen negativ sind, also zum Beispiel Frustration und Verzweiflung, dann belasten sie den Blick des Kindes. Das kann eine fünf in Mathe sein, ein Streit mit der besten Freundin, Schimpfe vom Lehrer oder andere unangenehme Dinge. Dann sieht das Kind nur noch diesen Aspekt, als gäbe es im Leben nichts mehr als Mathematik. Als wäre über die Freundin nicht mehr zu sagen als, was sie getan hat und als würde man immer tonnenweise Hausaufgaben erhalten und niemals spielen dürfen.

Das sind Momente im Kinderleben, wo Verletzungen wie ein Paddel auf Wasser schlagen und das Kind nur noch Wellen und keine Fische mehr sieht. Es nimmt nur noch das eine Wort wahr, leidet und trifft manchmal auch Entscheidungen, die ungesund sind: „Ich möchte dich nie mehr sehen! Du bist nicht mehr meine Freundin.“ Jetzt lächeln die Eltern vielleicht. Diese Worte kennen wir und wissen natürlich, dass das in fünf Minuten schon wieder ganz anders aussehen wird. Aber viele Erwachsenen haben diese Denkweise nie geändert und deshalb gute Freundschaften beendet, weil sie nur noch das eine Wort, den einen Satz oder eine Tat sehen konnten. Nichts sonst. Der Blick des Kindes wird auf eine Facette reduziert. Es wird nicht mehr komplett wahrgenommen.

Deshalb ist es wohltuend für das Kind (und den späteren Erwachsenen), bereits jetzt einzuhaken und den Blick auf die Realität zu lenken. Die Aufgabe der Eltern ist es dann, alles andere, das gerade aus dem Fokus gerückt ist, wieder ins Bewusstsein zu rücken: „Hey – denk doch mal an … das gibt es auch noch!“

Wie gelingt uns das? Hier ein paar Beispiele aus unserem Leben:

Mit dem Dankbarkeits-Glas für Kinder das Wertvolle sichtbar machen

Ein Dankbarkeitsglas ist eine Möglichkeit, wertvolle Momente aufzubewahren um sie dann hervorzuholen, wenn sie aus dem Blickfeld geraten. Es steht am besten an einem zentralen Ort. Jedes Mal, wenn etwas Wertvolles erlebt wird, wenn man für etwas dankbar ist, kommt ein Zettel in dieses Schatzglas. Damit man weiß, von wem was kommt, kann jedes Kind zum Beispiel Zettel in einer bestimmten Farbe verwenden. Dieses Schatzglas kann zu zwei Anlässen zum Einsatz kommen. Ob es dann tatsächlich aufgemacht wird, liegt in der Einschätzung der Eltern. Das kann nicht pauschal in eine Regel gegossen werden.

1. Wenn das Kind nur noch das sieht, was schiefgelaufen ist. 

Du hast den Eindruck, dein Kind sieht nur noch das Schlechte und zweifelt daran, dass es noch Gutes gibt? Dann lass dein Kind zunächst ausreden und tröste es. Wenn die Tränen versiegen, kannst du das Glas öffnen und die wertvollen Momente Revue passieren lassen. Toll wäre es, wenn ihr Gott am Ende Danke sagt für all das Gute, das es in eurem Leben gibt.

2. Einfach so!

Auch ohne Enttäuschung, Frustration und Verzweiflung lohnt es sich, ein solches Glas zu öffnen. Es tut gut, sich am Ende der Woche die wertvollen Momente vorzulesen und Dank zu sagen: Gott und dem anderen.

Dankbarkeit und die positive Wahrnehmung fördern, indem ich Konfliktsituationen wertschätzend moderiere

Wenn wir eines auf der Erde erleben, dann sind es Konflikte. Die haben sowohl unsere Kinder, als auch wir. Hier kann eine wertschätzende Moderation das Kind schützen, in Schieflage zu geraten und einzelne Menschen zu verteufeln oder sich aufgrund einer Frustration zu Kurzschlussentscheidungen und Selbstmitleidbaderei hinreißen zu lassen. Mein Wunsch für mein Kind ist, dass es dem anderen auf Augenhöhe begegnet. Nicht als Opfer, das hochschauen muss. Auch nicht als jemand, der alle anderen belehren muss. Und hier ist die Fähigkeit, das Gute und das Böse real sehen zu können, ein Schlüssel.

Wertschätzend moderieren bedeutet, dass man mitfühlt, ohne den anderen, der verletzt hat, die Würde zu nehmen, die Gott ihm gegeben hat. Ich muss andere nicht klein machen, um Mitgefühl zu zeigen. Und ich darf nicht der Versuchung erliegen, dem Kind zu erlauben, sich als Opfer zu sehen und damit in die Abhängigkeit des anderen zu geraten. All das passiert, wenn ich dem Nächsten die Würde raube und ihn nicht mehr als Mensch wahrnehme.

Wie kann ich wertschätzend moderieren?

1. Zeige deinem Kind Mitgefühl.

2. Öffne seinen Blick: 

„Der andere ist manchmal schwierig und manchmal gut. So wie ich auch.“ Ja, die beste Freundin war verletzend. Aber gestern war sie noch die beste Freundin. Warum war es eigentlich deine beste Freundin? Kannst du dich erinnern?
„Ja, das was dein Bruder heute gemacht hat, das war schon nicht ohne. Aber sag mal, warum habt ihr am vergangenen Sonntag stundenlang miteinander gespielt?“ Bei diesen Fragen hat das Kind die Möglichkeit, die Entscheidung zu treffen, ob es sich darauf einlässt, oder sich gerne dem Selbstmitleid ergeben möchte. Das bringt uns zum dritten Punkt.

3. Freiraum aufzeigen. 

Das Kind muss eine Entscheidung treffen, wie es mit einer Situation umgeht. Das können Selbstmitleid und Selbstzerstörung sein. Daneben gibt es aber noch andere Möglichkeiten: Die heroische Tat der Vergebung. Den Mut, über die Verletzung zu springen und zu sagen: Ich entscheide mich für meine beste Freundin und nicht für ein paar Worte, die aus ihrem Mund kamen…
Wertschätzung macht den Horizont der Wahlmöglichkeit sichtbar. Verzweiflung, Frustration und Selbstmitleid schwärzen den Horizont der Wahlmöglichkeit.

4. Für das Gute entscheiden helfen.

Am Ende kann das Kind sagen:

  • Ja, meine Freundin war verletzend, aber ich bin trotzdem ihre beste Freundin, weil sie so witzig ist.
  • Ja, mein Bruder ist manchmal etwas nervig, aber ich mag ihn trotzdem, weil er so schön spielen kann.

Schluss

Als Eltern haben wir die Verantwortung unseren Kindern zu helfen, ihre Aufmerksamkeit auf das zu legen, was wertvoll, schön und förderlich ist. Wer das tut, sorgt dafür, dass sein Kind einen Vorsprung im Leben hat. Das zu erleben, tut jedem Elternteil gut.

Aber nicht nur im Leben, sondern auch im Gebetsleben ist es spürbar, wenn Kinder wertschätzen können. Dann wird aus einer Standardformulierung à la „Danke für den guten Tag“ ein wirklicher Dank für all die kleinen und großen (Glücks-)Momente im Leben. Und das wünsche ich einem jeden von euch!

 


 

Marcus Witzig
Geschäftsführer bei Kondoo
Marcus große Leidenschaft ist die Arbeit mit und für Menschen. 

 

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