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1. Mit Kindern beten — Eine Wohlfühl-Atmosphäre für das Gebet schaffen

Mein Vater hat als Kind wie ein Wasserfall gesprochen. Sobald die Augen aufgingen, purzelten die Worte bergeweise aus seinem kleinen Mund. Deshalb sagte mein Ur-Großvater immer: „Wenn du mal stirbst, muss man dein Mundwerk noch verbinden, sonst störst du die Friedhofbesucher.“ Und dann lachte er herzhaft, wie er es gerne tat.

Nicht alle sind so, wie mein Vater. Manchen Kindern muss man jedes Wort aus der Nase ziehen. Aber das ist ja nicht immer so. Denn jedes Kind, sei es noch so verschlossen, hat Momente, in denen es nicht mehr aufhören kann zu reden – wie eben mein Vater. Aber die Voraussetzungen dafür sind unterschiedlich. 

Das ist wichtig zu wissen, wenn es um das Gebet geht. Denn beten ist ja gewissermaßen ein Sprechen mit Gott. Ja, manche Kinder können immer und viel mit Gott reden. Aber bei den meisten hängt es von den Umständen drumherum ab. Also, wie wohl sie sich fühlen, wer dabei ist oder wie die Stimmung gerade ist. 

Hier zunächst ein paar Beispiele, die das Gebet für Kinder schwierig machen:

  • Wenn die Kinder sehr müde sind.
  • Am Abend vor dem Zubettgehen, wenn alle sehr aufgedreht sind.
  • Wenn Kinder das Gefühl haben, sie wurden oder werden ungerecht behandelt.
  • Nach einem Film (o.ä.), wenn die Gedanken sich noch rund um das Gesehene drehen.
  • Kurz vor einem heiß herbeigesehnten Ereignis, das die Herzen zum Springen bringt und die Aufmerksamkeit aufsaugt.

Man kann das auch zusammenfassen: Immer, wenn irgendetwas die Aufmerksamkeit des Kindes wie ein Staubsauger anzieht oder wenn die Müdigkeit den Kopf umklammert hält, dann ist es schwer ins Gebet zu finden.

Heute und in den folgenden Blogs werden wir ein paar Möglichkeiten aufzeigen, wie wir Kindern Freude am Beten vermitteln können. 

Kinder brauchen Gebet

Die beste Atmosphäre herrscht dann, wenn das Kind das Gefühl hat, Gebet zu brauchen.

Viele haben ihre Gebetszeit im Tagesablauf fest verankert: Morgens und Abends. Das ist auch gut so und dafür gibt es einige gute Gründe. Aber die schönsten Momente des Gebets durften wir dann erleben, wenn unsere Kinder das Gefühl hatten, Hilfe zu brauchen. Das war oft über den Tag verstreut.

An einem Tag waren mein Sohn und ich zum Weg am Bach heruntergefahren, um Fahrrad fahren zu lernen. Das Fahrrad war gekauft und wir hatten auch schon eifrig geübt. Er konnte Fahrrad fahren, aber die Angst war noch zu groß in seinem Kopf. Sobald ich meine Hand wegzog, bremste er augenblicklich. Ich sagte meinem Sohn: „Du kannst schon Fahrrad fahren. Leider sitzt die Angst noch auf dem Gepäckträger.“ Als er sehr entmutigt war, beteten wir. Zuerst war es still. Er knetete mit den Daumen seine gefalteten Hände. Aber dann kamen doch Worte: „Lieber Heiland, hilf mir, dass ich meine Angst-Riesen besiegen kann.“ (Bei uns sind Ängste immer Riesen gewesen, gegen die man kämpfen kann. Das hat zu vielen lustigen Situationen geführt.) Es war ein kurzes Gebet, aber die Tür zu Gott war offen. Und: Mein Sohn traute sich mehr. Das Gebet hatte ihn befreit (der Riese hechelte am Boden).

Wir haben auch gute Erfahrungen gemacht, wenn sich das Kind schämte, weil es etwas Doofes getan hat. Da war das Gebet wie ein Abgeben bei Gott. Und manchmal gibt es Situationen, in denen unsere Kinder wollten, dass wir für sie beteten. Da merkten wir, dass sie zwar nichts sagten, aber insgeheim jedes Wort mitbeteten. Auch das ist ein Sprechen mit Gott. Wenn auch nicht in eigenen Worten.

Fazit: Man kann und sollte selbst, aber vor allem auch mit Kindern, nicht nur zu den üblichen Zeiten beten. Wenn wir die Augen während des Tages offenhalten, dann werden wir Gelegenheiten finden, die unsere Kinder durch den Tag tragen. 

Regelmäßig beten

Es ist hilfreich, feste Zeiten mit einer Atmosphäre des Gebets zu schaffen.

Feste Zeiten für das Gebet sind wichtig. Doch wie bei allem, was regelmäßig stattfindet, braucht man etwas Fingerspitzengefühl, damit es nicht einstaubt. Für das ritualisierte Gebet am Morgen oder Abend, gibt es ein paar Tipps, die dafür sorgen, dass die richtige Stimmung entstehen kann.

Zunächst ist es für Kinder schwierig, spontan aus Spielsituationen oder ähnlichen Begebenheiten herausgerissen zu werden. Auch Hektik und Stress kommen nicht so gut an. Beides führt zu Frustration und verhindert das entspannte Gespräch. Aus diesem Gründen fängt ein entspannter Tagesabschluss mit einer guten Planung an.

Wir haben die beste Erfahrung mit einem frühen Abendessen gemacht. Dann wissen die Kinder, dass sie danach noch Bonus-Zeit haben (hierfür kann sich jede Familie ihren ganz eigenen „Besondere-Zeit“-Begriff ausdenken) und nicht gleich der Zug bestiegen werden muss, dessen nächster Halt das Bett ist. Diese Bonus-Zeit soll Ruhe bringen. Fernsehen oder andere Medien helfen dabei nicht am Abend.

Bevor die Bonus-Zeit beginnt, sagt man ihnen: „Jetzt habt ihr noch 30 Minuten Zeit, bis wir uns im Schlafzimmer treffen.“ Hier sollten die 30 Minuten auch 30 Minuten bleiben. Denn Kinder finden dann zur Ruhe, wenn sie wissen, dass sie sich auf die Worte der Eltern verlassen können. Sie haben es schwerer, wenn sie wissen, dass sie die 30 Minuten durch Gezeter, Gejammer oder andere Tricks aufblasen können. 

Die richtige Stimmung

Gute Laune und das Gefühl, angenommen zu sein, sorgen für eine Atmosphäre der Sicherheit und Liebe.

Wenn es dann zur Andacht kommt, dürfen die Kinder sich freuen. Hier wäre die beste Zeit, um den Kindern zu sagen, was man heute an ihnen gemocht hat. „Ich habe sehr geschätzt, dass du mir heute geholfen hast!“ Oder: „Ich musste heute sehr über deine Witze lachen. Das hat mir gut getan.“ Wenn das Kind das hört, dann weiß es: Meine Mama und mein Papa freuen sich, dass ich da bin. Das tut gut. Dieser Moment sollte nicht die Möglichkeit sein, die Probleme des Tages zu beleuchten. Denn so schürt man die falsche Erwartungshaltung und darf sich nicht wundern, wenn die Kinder entweder angespannt ruhig sind, oder die Angespanntheit durch Aufgeregtheit überdecken.

Nachdem man selbst gesagt hat, weshalb man persönlich dankbar ist, fragt man die Kinder. „Wofür seid ihr heute dankbar? Hat dein Bruder heute etwas gemacht, was dir gutgetan hat?“ Dankbarkeit ist die beste Stimmung für das Gebet und einen guten und gesunden Schlaf.

Ein Trick zum Schluss:

Ich weiß nicht, ob es dir auch so ging. Aber seit meiner frühsten Kindheit war es mir unmöglich, gleichzeitig zu singen und motzig zu sein. Während des Singens schmolz die schlechte Laune nur so dahin. Aber um einem kleinen Motzbär zu helfen, durch Gesang wieder ins Gleichgewicht zu kommen, muss auch die Singzeit ein Erlebnis sein. Das geht zum Beispiel, wenn man mit Instrumenten musiziert, gute Lieder aussucht (oder die Kinder diese Lieder aussuchen lässt) und für Abwechslung sorgt. Mal singen die Mädchen, mal die Jungs. Mal versuchen alle mehrstimmig zu singen oder summen leise. Man kann während des Singens auch nachspielen, was man gerade singt. Dafür eignet sich beispielsweise das Lied „When Israel was in Egyts Land“sehr gut. Einer übernimmt den Part des Mose („Let my people go!“) die anderen den Teil des Sklaven („They worked so hard, they could not stand…“). Auf diese Weise kann man viele Lieder in ausdrucksstarke Andachten verwandeln und das Gespräch miteinander und mit Gott bereichern.

Alles sehr ideell?

Das klingt jetzt vielleicht alles sehr ideell und klappt natürlich nicht immer. Wer sich jemanden wünscht, der auf Knopfdruck immer gleich funktioniert, der sollte in die Spielwarenabteilung gehen und sich einen Roboter kaufen. Kinder haben heißt, für das Gute zu kämpfen. Und oft erleben wir, dass das klappt. Manchmal aber auch nicht. Und das ist auch in Ordnung. Das darf sein.

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