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Hilfe, mein Kind ist wütend!

Vom richtigen Umgang mit Frust

Jonas wirft sich wütend auf den Boden. Er schreit, weint, kreischt, hämmert mit seinen Händen und will sich einfach nicht beruhigen. Papa will, dass er seine Hose wieder anzieht. Aber Jonas will das überhaupt nicht! „NEEEEEEEIIIIIIN! NEEEEEEIIIIIIIN!“ schreit er immer wieder.

Jüngere Kinder reagieren oft mit Wut oder Trotz, wenn etwas nicht so läuft, wie sie wollen. Das kommt daher, weil sie noch in der Entwicklungsphase sind und erst lernen müssen, mit Frustration zurecht zu kommen.

Etwa ab dem 18. Lebensmonat beginnt die Autonomiephase des Kindes, umgangssprachlich auch „Trotzphase“ genannt. Das Kind entwickelt in dieser Zeit sein „Ich-Bewusstsein“ und entdeckt die eigenen Ziele und Wünsche. Umso frustrierender, wenn es merkt, dass es diese nicht immer durchsetzen kann. Das Kind muss in dieser Phase also zum einen lernen, dass nicht alles nach seinem Willen geht, und zum anderen, mit dem daraus entstehenden Frust, angemessen umzugehen. In der Regel dauert die Autonomiephase zwei bis drei Jahre. Spätestens mit dem Schuleintritt sollte ein Kind gelernt haben, mit kleineren Rückschlägen umzugehen.

Experten zeigen jedoch auf, dass auch schulfähige Kinder heutzutage immer weniger damit umgehen können, wenn die Dinge nicht so laufen, wie sie sich das vorstellen. Ein Grund dafür wird in der Überbehütung der Kinder durch die Eltern gesehen. Die Eltern nehmen dem Kind damit die Möglichkeit, eigene Erfahrungen machen zu können. Gleichzeitig ist jedoch ein enormer Leistungsdruck da, der den Kindern zusätzlich zu schaffen macht.

Wie verhalte ich mich also, wenn mein Kind frustriert ist?

Kinder brauchen eine Umgebung, die ihnen druckfreies Lernen ermöglicht. Sie brauchen aber auch mal ein Nein und klare Grenzen. Je später sie diese harte Lektion lernen müssen, desto schwerer wird es für sie.

Auf der anderen Seite ist es wichtig, dass Kinder mit ihrem Frust und ihren Gefühlen von uns Erwachsenen ernst genommen werden. Das bedeutet, dass wir für das Kind in seiner Frustration da sind. Wenn es so heftig wird wie bei Jonas im Beispiel oben, müssen Eltern zuerst dafür sorgen, dass das Kind nicht sich selbst oder jemand anderem Schaden zufügt. Wenn ein Kind wirklich erregt ist, hilft es zunächst nichts, mit ihm zu sprechen. Es ist in diesem Moment zu stark erregt und nimmt die Worte gar nicht war. Daher muss sich das Kind zuerst etwas beruhigen. Manchen Kindern hilft es, wenn ihre Eltern ihnen hierzu Körperkontakt anzubieten, in Form einer Umarmung beispielsweise. Andere wollen in Ruhe gelassen werden, brauchen aber trotzdem die Nähe zu den Eltern und die Gewissheit, dass sie nicht alleine in der Situation sind. Wenn das Kind sich etwas beruhigt hat und dann über seinen Frust sprechen möchte, ist es wichtig, dass die Eltern ihm zuhören. Ohne zu unterbrechen und ohne zu werten. Sie geben ihrem Kind das Gefühl, ich bin da, ich sehe dich, ich verstehe, dass du frustriert bist. Eltern können den Kindern dann, wenn die Kinder es alleine nicht schaffen, helfen, die Situation zu meistern oder Lösungsmöglichkeiten zu finden.

Doch wie können wir als Eltern den Kindern helfen, eine gesunde Frustrationstoleranz entwickeln? Was können wir tun, um unsere Kinder darin zu unterstützen, besser mit ihren Gefühlen umgehen zu können?

Resiliente Menschen sind psychisch weniger anfällig und lassen sich trotz widriger Umstände nicht so leicht unterkriegen. Sie können besser mit Sorgen und Ängsten umgehen und auch damit, wenn die Dinge anders laufen, als sie es sich wünschen.

Unser Ziel ist es also, unsere Kinder „resilient“ zu machen. Doch wie geht das?

Diese Resilienzfaktoren machen Kinder stark:

  • Die Fähigkeit, Probleme angemessen lösen zu können:

Finde zusammen mit deinem Kind für verschiedene Alltags-Probleme verschiedene Lösungsmöglichkeiten. So merkt es, dass es Lösungen für Probleme gibt, ja dass oft sogar mehrere Lösungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Natürlich gibt es aber auch Probleme, die nicht gelöst werden können. Mit diesen Problemen müssen wir lernen, zu leben, auch das Kind.

  • Die Fähigkeit, selbst zu gestalten:

Gib deinem Kind einen Rahmen vor, in dem es eigene Entscheidungen treffen, selbst etwas gestalten und mitwirken kann. Dieser Rahmen darf das Kind jedoch nicht überfordern.

  • Die Fähigkeit, ein positives Selbstkonzept und Selbstvertrauen aufzubauen:

Traue deinem Kind Dinge zu. Unterstütze es in seinen Lernprozessen, gib ihm jedoch auch viel Raum, selbstständig zu lernen. Begegne deinem Kind wertschätzend und nicht wertend. Richte deinen Blick auf die Ressourcen deines Kindes. 

  • Die Fähigkeit, die eigenen Gefühle zu steuern:

Das Kind lernt an deinem Vorbild, mit Emotionen umzugehen. Benenne deine Gefühle und die Gefühle es Kindes. Gefühle sind grundsätzlich nichts Schlechtes. Doch wie können wir sie in gute Bahnen lenken? Überlege gemeinsam mit deinem Kind verschiedene Möglichkeiten. Was kann man beispielsweise tun, wenn man wütend ist?

  • Die Fähigkeit, sich Unterstützung von anderen Menschen zu holen:

Sei für dein Kind da, wenn es Unterstützung braucht. Ermutige dein Kind, sich in den unterschiedlichen Situationen Unterstützung von anderen Kindern oder Erwachsenen zu holen. Zeige deinem Kind, dass auch du dir Unterstützung holst, wenn das notwendig ist.

  • Die Fähigkeit, ein sicheres Bindungsverhalten zu zeigen:

Sei eine sichere Bindungsperson für dein Kind, dann wird dein Kind auch ein sicheres Bindungsverhalten zeigen (siehe Blog-Artikel „Warum Bücher die Eltern-Kind-Bindung stärken“).

  • Die Fähigkeit, glauben zu können:

Sei ein Vorbild im Glauben für dein Kind. Der Glaube an einen Gott, der es gut mit uns meint, der uns liebt und der unser Leben und alles, was passiert, in den Händen hält, trägt gläubige Menschen durchs Leben. Diesen Glauben wollen wir auch unseren Kindern weitergeben.

Bei der Erlernung der verschiedenen Resilienzfaktoren sind Bilder- und Kinderbücher hilfreich. Hier kann man andere Personen, manchmal auch verpackt in Tiercharaktere, in ihrem Alltag und mit ihren Gefühlen beobachten und von ihnen lernen. Die Kinder finden ihre eigenen Emotionen in Büchern wieder. Sie sehen, wie Lösungen für unterschiedliche Probleme angeboten und gefunden werden. Oft geht es dabei um Beziehung und das soziale Miteinander.  In unseren Kondoo-Büchern geht es zudem auch um Gott und den Glauben an ihn.

Gemeinsam wollen wir für unsere Kinder ein Umfeld schaffen, in dem sie sich bestmöglich entwickeln können. Und sie darin unterstützen, Gott als ihren liebenden Vater anzunehmen. 

„Seht, wie viel Liebe unser himmlischer Vater für uns hat, denn er erlaubt, dass wir seine Kinder genannt werden – und das sind wir auch!“
1. Johannes 3,1 (nach Neues Leben Übersetzung)

 


Die Autorin Sarah Quinger ist Erzieherin mit einem Bachelor in frühkindlicher Erziehung und einem Master in Beratung. Sie arbeitete als Leiterin einer Kita, sowie als Familienberaterin.


 

Literatur

 Giesinger, J. (2015). Autonomie und Verletzlichkeit: Der moralische Status von Kindern und die Rechtfertigung von Erziehung. transcript Verlag.

Mangelnde Frustrationstoleranz: Kinder leiden unter überfürsorglichen Eltern—FOCUS Online. (o. J.). Abgerufen 12. April 2022, von https://www.focus.de/familie/erziehung/mangelnde-frustrationstoleranz-kinder-leiden-unter-ueberfuersorglichen-eltern_id_9184112.html

Rönnau-Böse, P. M., & Fröhlich-Gildhoff, P. K. (2020). Resilienz im Kita-Alltag: Was Kinder stark und widerstandsfähig macht. Verlag Herder GmbH.

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